Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne

Im Schweizer Emmental, Berner Oberland, gibt es etwas zu feiern: Ein Neugeborenes wird getauft. Zu diesem Anlass haben sich auch die Patentanten und Patenonkel – auf schwyzerdütsch: die Gotten und Göttis – angemeldet.

Nach der Taufzeremonie in der Kirche kommt der entspannende Teil: das Festmahl für die Gäste. Der Großvater erzählt eine alte Geschichte aus der Zeit, in der die Menschen Leibeigene eines grausamen Schlossherren waren.

Schlossherr Hans von Stoffeln verlangt von seinen Bauern, 100 ausgewachsene Buchen auszugraben und oben auf dem Berg ans Schloss zu pflanzen. Die Bauern sind verzweifelt. Da erscheint ein grüner Jäger und will helfen.

Christine verhandelt mit dem Grünen: Für die Sache mit dem Buchenwald verlangt er ein ungetauftes Kind. Christine schlägt ein und denkt: Später übertölpeln wir ihn einfach. Als Unterschrift gilt ein Kuss auf ihre Wange.

Als der Priester ein Neugeborenes tauft, verwandelt sich der Fleck auf Christines Wange unter großen Schmerzen in eine haarige, giftige Spinne. Viele kleine Spinnen töten alles Vieh. Dann ist wieder eine Frau schwanger.

Wer auf die Spinne trifft – stirbt. Unberechenbar, schadenfroh glotzend, ist sie mal hier, mal da, jede Berührung gleicht einem glühenden Nagel. Wie auf einer wilden Jagd treibt sie alle in die Flucht, immer unbesiegbar.

200 Jahre war die Spinne in dem Pfosten eingesperrt, die Menschen blieben gottesfürchtig. Doch die Mutter von Christen überlässt das alte Haus mit dem Pfosten dem Gesinde. Vor allem ein finsterer Knecht treibt es zu arg.