Victor Klemperer hat in seinen Tagebüchern die großen Umbrüche notiert – von der Weimarer Republik über die Nazizeit bis zum ersten Jahrzehnt der DDR. Host und Historikerin Leonie Schöler nimmt uns mit in die Welt eines deutschen Zeitzeugen.
Welchen Einfluss hatte der Stalinismus auf die DDR? Wie gründlich wurde der Nationalsozialismus im Osten aufgearbeitet? Leonie Schöler spricht mit der Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung, Dr. Anna Kaminsky, über Ostdeutschland nach 1945.
Stalin stirbt, der Aufstand vom 17. Juni 1953 wird blutig beendet. Nach der BRD beschließt auch die DDR die Wehrpflicht, viele Menschen verlassen das Land. Victor Klemperer notiert: „Von der Begeisterung ist nur geblieben: Wir sind das kleinere Übel."
Deutschland ist geteilt. Victor Klemperer arbeitet in der DDR wieder als Professor und wird Mitglied der Volkskammer. Er notiert: „Unfreiheit im Osten und im Westen, aber im Westen bin ich Sklave einer schlechten, im Osten einer guten Sache.“
Der Krieg ist verloren, in der Sowjetischen Besatzungszone werden Nazis verhaftet, Posten neu besetzt und Parteien eingeführt. Victor Klemperer wird Mitglied der KPD und hofft auf den Neuanfang: „Kein 20-Jähriger kann halb so lebenshungrig sein."
Wie konnten die Nazis legal die Macht übernehmen, sie ausbauen und über Jahre hinweg ungehindert Millionen Menschen ermorden? Was hat sie dazu bewegt? Leonie Schöler spricht mit Historiker Wolf Gruner über die Zeit des Nationalsozialismus und über die ...
Alliierte Truppen landen in der Normandie, trotz Niederlagen deportieren die Nazis systematisch Juden in Vernichtungslager. Victor Klemperer leistet Arbeitsdienst und nutzt den Feuersturm von Dresden zur Flucht. Deutschland verliert den Krieg.
Deutschland überfällt die Sowjetunion, der „Judenstern“ wird eingeführt, die systematische Deportation von Juden beginnt. Die „Mischehe“ mit Eva schützt Victor Klemperer, doch sein Leben ist geprägt von Demütigungen und der Frage: „Wie werde ich satt?“.
1939 müssen Juden ihre Wohnungen und Häuser verkaufen, Vermögen und Bargeld werden eingezogen, Ausreisen sind kaum mehr möglich. Auch die Klemperers werden ins Ghettohaus eingewiesen. Schließlich beginnt der Zweite Weltkrieg.
Zwangsvornamen, Hausdurchsuchungen, Pogromnacht – Schikanen und Zwangsmaßnahmen gegen Juden werden immer brutaler. Weitere Freunde emigrieren, Suizide häufen sich. Victor Klemperer ist isoliert, hat Bibliotheksverbot und erkennt: „Wir müssen fort!"
Die Universitäten werden gleichgeschaltet, die „Nürnberger Gesetze“ legalisieren die Unterdrückung von Juden, Freunde emigrieren. Victor Klemperer verliert seine Stelle, das Geld wird knapp. „Ich rechne mit Pogrom, Ghetto, Geld- und Hausentziehung.“
Hitler wird Reichskanzler, jüdische Geschäfte werden boykottiert, Beamte entlassen und Straßen umbenannt. Victor Klemperer beobachtet: „Der vollkommene Staatsstreich wird vom Volk gar nicht gemerkt.“ Er beginnt Notizen zur „Sprache des 3. Reiches“.
Wie konnten Hitler und die Nationalsozialisten die Macht ergreifen? Wie wehrhaft ist unsere Demokratie? Leonie Schöler widmet sich mit Historiker Wolfram Pyta Themen aus der Zeit der Weimarer Republik.