Claudio Abbado war der erste Antiautoritäre und das wohl größte Erotikon unter den Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker. Hier wirkte er von 1989 bis 2002 in einer Zeit voller Umbrüche und Neuanfänge. Obwohl er zum Zeitpunkt seiner Amtsübernahme schon 56 Jahre zählte, brachte er ein unbestreitbares Moment von Jugend nach Berlin. Claudio Abbados Nahbarkeit lag begründet in Zurückhaltung und Dezenz. Darin entwickelte er eine enorme Sog- und Schubkraft sowie unerhörte Produktivität nicht nur in Berlin. Vor allem Wien, Mailand und London haben ihm viel zu verdanken. Sein Stil war unverwechselbar. Seine Fangemeinde weltweit. Er war der erste Lässige in einer aufgesteiften, durch ihn sinnlicher gewordenen Klassik-Welt.