Am Sonntag sind mehr als 64 Millionen Türkinnen und Türken dazu aufgerufen, das Parlament und den Präsidenten neu zu wählen. Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan will weiter über die Geschicke des Landes entscheiden. Für den Wahltag selbst ist Kristian Brakel, Leiter der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, optimistisch, dass mit keinen großen Behinderungen zu rechnen ist. "Am Wahltag selbst können die meisten Wählerinnen und Wähler davon ausgehen, dass sie ihre Stimme ohne besonderen Druck abgeben können." Mit kleineren Einschränkungen gerade in ländlichen Regionen müsse gerechnet werden, "aber größtenteils ist das frei." Allerdings liege hinter dem Land ein Wahlkampf, der nicht besonders fair verlaufen sei. "Wenn man sich anguckt, wie viel der Präsident im Fernsehen auftreten kann, in den Medien vorkommt, die größtenteils von der Regierung gesteuert werden - und wie viel die Opposition: Da gibt es erhebliche Unterschiede." Außerdem habe Erdogan den ganzen Staatsapparat hinter sich. "Er verteilt staatliche Gelder als Wahlgeschenke. Solche Mittel hat der Gegenkandidat nicht zur Verfügung." Welche Chancen Erdogans Herausforderer Kemal Kilicdaroglu bei der türkischen Präsidentschaftswahl trotzdem hat, erläutert Brakel im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich.