Am 22. und 23. Oktober 1940 werden über 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden und der Saarpfalz in das Internierungslager Gurs im südlichen Frankreich deportiert. Unter ihnen Dr. Ludwig Mann und seine Frau Anna. Dr. Mann ist Arzt und nimmt seine berufliche Verantwortung auch im Camp de Gurs sehr ernst. Kälte, Hunger, fehlende sanitäre Anlagen, machen es ihm fast unmöglich, alle Kranken fachgerecht zu versorgen. Trotzdem nutzt er seine Position in der Lagerhierarchie, um sich für andere einzusetzen und ihr Leid zumindest etwas zu lindern. Die allermeisten Gefangenen im Camp de Gurs werden später in Vernichtungslager deportiert. Und dort ermordet. Wie durch ein Wunder überleben Ludwig und Anna Mann. Nur vier Jahre nach Kriegsende stirbt Ludwig Mann an Leberkrebs. Doch er geht in die Geschichte ein – als einer der heldenhaften Ärzte im Camp du Gurs. In dieser Episode der "Stolpertexte" greift Autor Nicolas Greiner die Geschichte eines Arztes auf, der inmitten von Entmenschlichung seine Menschlichkeit bewahrte. Die Geschichte von Ludwig Mann ist dabei nur eine von tausenden, die im Archiv des Leo Baeck Instituts (LBI) zu finden sind. Für das Literaturprojekt "Stolpertexte" wurde das Archiv für Autorinnen und Autoren geöffnet. Auf Grundlage von Tagebüchern, überlieferten Erinnerungen und zeitgeschichtlichen Dokumenten entstanden auf diese Weise bereits über 30 literarische Texte, die – ähnlich wie die Stolpersteine in den Straßen Europas – an das Leben und die Träume von Menschen, wie Dr. Ludwig Mann, erinnern. Folge 3: Stilles Heldentum | Von Nicolas Greiner | Mit den Stimmen von Tristan Becker, Nils Brünnig, Judith Engel, Marina Frenk, Christoph Gawenda, Dietrich Hollinderbäumer, Oscar Hoppe und Max Urlacher | Host: Tanya Raab | Regie: Jean-Claude Kuner | Redaktion: Steffen Moratz, Anne Wihan | Musik: Janko Hanushevsky | Produktion: MDR 2024 Podcast-Tipp: Weltgeschichte vor der Haustür https://www.ardaudiothek.de/sendung/weltgeschichte-vor-der-haustuer/91070176/