"Auch meine Praxis wollen sie kaputt machen. Menschen meiner Art", schreibt der jüdische Arzt Dr. Hans Salomon Landshut vor mehr als 80 Jahren. Damals wohnt er im Prenzlauer Berg, gemeinsam mit seiner nicht-jüdischen Frau Bertha Landshut und der gemeinsamen Tochter Lilly. In den 1930er Jahren wird das Leben für Jüdinnen und Juden immer unerträglicher. Hans Landshuts Geschwister haben Deutschland bereits verlassen und drängen ihren Bruder, es ihnen gleichzutun. Dr. Landshut kann sich aber noch nicht von seiner Praxis, seinen Patientinnen und Patienten trennen. Lange wähnt er sich in Sicherheit. Zu lange. Im Mai 1943 wird er verhaftet und vom Gestapo-Gefängnis schließlich in das KZ Oranienburg deportiert. Bertha und Lilly wird er nie wieder sehen. In dieser Episode der "Stolpertexte" begibt sich Autorin Ulrike Draesner auf die Spuren einer Familie, die durch das Nazi-Regime auseinandergerissen wurde. Die Geschichte ist dabei nur eine von tausenden, die im Archiv des Leo Baeck Instituts (LBI) zu finden sind – anhand von Tagebüchern, überlieferten Erinnerungen und zeitgeschichtlichen Dokumenten. Aus ihnen entstanden die "Stolpertexte", literarische Texte, die – ähnlich wie die Stolpersteine in den Straßen Europas – an das Leben, die Flucht und die Vernichtung von Menschen, wie Hans Landshut, erinnern. Folge 1: Erinnerung lernen | Von Ulrike Draesner | Mit den Stimmen von: Judith Engel, Marina Frenk, Christoph Gawenda, Lisa Hrdina, Hedi Kriegeskotte, Anne Müller und Max Urlacher | Host: Tanya Raab | Regie: Jean-Claude Kuner | Redaktion: Steffen Moratz, Anne Wihan | Musik: Janko Hanushevsky | Produktion: MDR 2024 Podcast-Tipp: WDR Zeitzeichen https://www.ardaudiothek.de/sendung/wdr-zeitzeichen/33514748/