Krieg, Terror, Klima, Pandemien, Ressourcenknappheit, Seuchen - das Gefühl, in einer Endzeit zu leben, hat sich festgesetzt. Untergangsprognosen gewinnen angesichts etwa des Flammeninfernos in Los Angeles an Plausibilität. Klimaaktivisten sind überzeugt, dass wir den Kipppunkt der Erderwärmung längst überschritten haben. Auch die Maul- und Klauenseuche ist zurück. Und aus Moskau droht Wladimir Putin regelmäßig mit einer nuklearen Eskalation des Krieges. In aller Welt wird die Demokratie von Populisten und Autoritären bedroht, beziehungsweise abgeschafft. Düstere Zeiten, in denen uns die Zukunft abhandenkommt? Die Angst vor dem zivilisatorischen Untergang ist weit verbreitet, doch bezeichnenderweise bleibt sie, wie die Soziologin Alexandra Schauer beobachtet, in der Gesellschaft oft folgenlos. In ihrem Buch "Mensch ohne Welt - Eine Soziologie spätmoderner Vergesellschaftung" analysiert sie, warum uns zwar das Ende der Welt vorstellen können, aber keine andere Gesellschafts- oder Wirtschaftsordnung, warum uns alle Utopien abhandengekommen sind. Der Philosoph Andreas Urs Sommer hält eine optimistischere Weltauslegung dagegen und verweist auf den Zuwachs an tatsächlichen Möglichkeiten. Beide Denker sehen eine Gefahr, dass mit Angst und Schrecken die Mündigkeit des Bürgers eingeschränkt wird.