Schon kurz nach der Wiederaufführung der Matthäus-Passion durch Felix Mendelssohn im Jahr 1829 hat man sich gefragt, welches der richtige Umgang mit historischer Musik sei: die Aufführung im Stil der Zeit oder die Rekonstruktion „verlorengegangener Selbstverständlichkeiten“ wie Verzierungen, das harmonische Aussetzen des Generalbasses oder die Besetzung mit (damals ausgestorbenen) Instrumenten wie Cembalo, Blockflöte oder Gambe. Die zaghaften Versuche historisch korrekter Besetzungen und Spielweisen mündeten nach dem Zweiten Weltkrieg in die machtvolle „Alte-Musik-Bewegung“, die heute selbst wieder vom etablierten Konzertbetrieb aufgesaugt wird.