Bachs Reisekilometer wirken im Nachhinein bescheiden. Seine äußersten Ziele im Norden (Lübeck) und Süden (Karlsbad) lagen rund 500 km, die Extrempunkte im Westen (Kassel) und Osten (Berlin bzw. Dresden) nur 350 km auseinander ‒ Entfernungen, über die der reiselustige Zeitgenosse Händel mitleidig gelächelt hätten. Da zeigte sich, dass Bach eben kein Opernunternehmer war, der seine Sänger von weither engagieren musste, sondern vor allem ein Orgelfachmann, der Expertisen über Instrumente abgab. Allerdings gab es auch Reisen, die Bach von einer anderen Seite zeigen: die Pilgerfahrt des Zwanzigjährigen zu Dietrich Buxtehude nach Lübeck etwa, den Ausflug nach Dresden zum verpassten Cembaloduell mit Louis Marchand, die beiden Sommerfrischen mit dem Fürsten Leopold in Karlsbad oder die Reise an den Hof Friedrichs II. in Potsdam, vor dem Bach auf dem Cembalo improvisierte.