Morgens um 5.50 Uhr am 16. Oktober 1977 verliest Verfassungsgerichts-Präsident Ernst Benda das Urteil. Der Sohn des entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, Hanns-Eberhard Schleyer, hatte den Antrag einer einstweiligen Verfügung gestellt, um die Bundesregierung zu dem von den Entführern geforderten Austausch inhaftierter Terroristen gegen seinen seit dem 5. September entführten Vater zu zwingen.
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Verfassungsgericht: Bundesregierung muss nicht Terroristen nachgeben, um Leben zu retten

Archivradio - Geschichte im Original · 05.08.2024 · 10 Min.
Morgens um 5.50 Uhr am 16. Oktober 1977 verliest Verfassungsgerichts-Präsident Ernst Benda das Urteil. Der Sohn des entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, Hanns-Eberhard Schleyer, hatte den Antrag einer einstweiligen Verfügung gestellt, um die Bundesregierung zu dem von den Entführern geforderten Austausch inhaftierter Terroristen gegen seinen seit dem 5. September entführten Vater zu zwingen.
Erscheinungsdatum
05.08.2024
Rubrik
Sender
Podcast

16.10.1977 | Palästinensische Terroristen hatten eine Lufthansa-Maschine nach Mogadischu entführt. Gleichzeitig haben RAF-Terroristen den Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer verschleppt. Sie drohen ihn zu ermorden und fordern, dass die in Stuttgart-Stammheim einsitzenden RAF-Terroristen freigelassen werden. Diese Ereignisse bilden im Oktober 1977 die Hochphase des sogenannten Deutschen Herbstes. Bundeskanzler Helmut Schmidt ist nicht bereit, auf die Forderungen einzugehen oder mit den Terroristen zu verhandeln - und riskiert dadurch zwangsläufig den Tod von Hanns-Martin Schleyer. Darf die Bundesregierung das? Oder hat das Leben eines Entführten eine so hohe Priorität, dass sich eine Regierung erpressen lassen muss? Schleyers Familie ruft das Bundesverfassungsgericht an - da die Zeit drängte, fällen die Richter eine Entscheidung im Eilverfahren in einer langen Nachtsitzung. Am Ende weisen sie den Antrag ab: Eine Regierung müsse sich nicht erpressen lassen, um Leben zu schützen. Der Bericht vom 16. Oktober 1977 schildert, was in jener Nacht in Karlsruhe los war. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts trägt den Titel "Grenzen verfassungsrechtlicher Kontrolle bei der Bekämpfung lebensbedrohender terroristischer Erpressungen" und ist im Internet abrufbar. Viele weitere Aufnahmen aus der Zeit des RAF-Terrorismus finden sich unter archivradio.de

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